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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 198 mal aufgerufen
 Altsprachliche Ausbildung
Stephan Offline



Beiträge: 13

10.03.2005 21:36
Nutzen fürs spätere Leben Antworten

Da Jochen nicht den Anfang machen will, mache ich das, damit das Forum nicht einschläft! Also ehrlich, ich habe ja damals erst Mathe studiert und dann BWL. Dafür braucht man weiß Gott keine humanistische Ausbildung. Aber ich bin heute trotzdem froh, weil allein das Lateinische und das Griechische die Grundlage der meisten Fremdwörter ist, auch der eingedeutschten. Vielleicht ist die humanistische Ausbildung auch "Schuld" daran, dass ich im Beruf in der IT-Branche, zuletzt als Systemanalytiker, so erfolgreich war, dass ich heute, wenige Monate, bevor ich in Rente gehe, zufrieden auf mehr als 34 Jahre Berufsleben zurückblicken kann.

Stephan Offline



Beiträge: 13

15.05.2005 17:55
#2 Altsprachliche Ausbildung Antworten

Auszug aus einem Artikel zum Tode des Altphilologen und großen Lateinlehrers Manfred Furhrmann aus der FAZ vom 14. Januar 2005 (kam von Dietlind über Thomas, wurde vom Administrator eingepflegt)

Der Altphilologe Manfred Fuhrmann hat ein ganzes Gelehrtenleben an diesen Zusammenhang von Tradition und Anstrengung gewendet. Dass es Überlieferung überhaupt nur aus zweiter Hand gibt, war dem Latinisten dabei gewiss. Hatte er es doch mit jenen ewig neuhumanistischen Gelehrten aufzunehmen, für die schon alles Römische nur sekundäre Antike ist und für die, wenn es denn schon Latein sein muss, dann wenigstens das der römischen Blüte sein soll. Seine Konstanzer Antrittsvorlesung von 1968 attackierte die Klassische Philologie, weil sie gar nicht gemerkt habe, wie groß durch das Versessensein auf Ursprüngliches ihr eigener Anteil am Verfall humanistischer Bildung sei. Früh wandte sich Fuhrmann in diesem Sinne gegen einen gymnasialen Lateinunterricht, der nur die klassischen Schriftsteller und gar vorzugsweise den leicht jede Phantasie und Leselust abtötenden Caesar behandelt. Fuhrmann warb damals für eine Zuwendung zur Antike, die am Beispiel einleuchtend zu machen weiß, warum solche Zuwendung Erkenntnisgewinn weit über pflichtschuldige Klassikerbewunderung hinaus verspricht. Dieses Bewusstsein, dass es in der Altphilologie nicht darauf ankommen kann, den Abstand zur Vergangenheit aufzuheben, sondern dass es darum gehe, ihn auszufüllen, ließ Fuhrmann zum diensthabenden Altsprachler der Gruppe "Poetik und Hermeneutik" werden.

Ulrich ( Gast )
Beiträge:

08.06.2005 00:12
#3 RE:Altsprachliche Ausbildung Antworten

Dem Nachruf sollte hinzugefügt werden, dass Dr. Heil zumindest den Ansatz gemacht hatte, uns aus der Hochklassik herauszubringen, und zumindest für mich ein Fenster auf weitere Blickrichtungen öffnete. Schlecht wie ich war, hat der altsprachliche Unterricht, und besonders das Griechische mir geholfen, den weiteren Rahmen einiger der Prinzipien zu erkennen, auf denen sich unsere geistige und kulturelle Tradition aufgebaut hat. Er hat mir ausserdem ein System in die Hand geben, das mir hilft, mich anderen Kulturen zu nähern. Das ist ein methodischer Ansatz, wie sich ja auch in Stephans Kommentar zeigt. Mein (Un-) Wissen über den geistigen Reichtum der Antike, erlaubt es mir ausserdem, heutiges Denken einen angemessenen Rahmen zu geben.
Ein kleiner Nebeneffekt ist, dass ich mich zumindest lesend durch mehre europäische Sprachen hindurch mogeln kann. Ohne Latein unmöglich.
Leider hilft es nicht mit der neuen rechtschreibung und den kommaregeln.

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